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«Aufwendige Koordinationsarbeiten mit Ämtern bleiben an den Planern hängen»

  • Writer: Basel.vorwärts
    Basel.vorwärts
  • Mar 3
  • 3 min read

Updated: Mar 13

Margot Meier ist Präsidentin des Berufsverband der Ingenieure und Architekten Region Nordwestschweiz und intensiv bei der Rapp AG tätig. Im Interview mit Basel vorwärts verrät sie, wo die grössten Herausforderungen für die Organisationen und das Baugerwebe allgemein liegen.

Margot Meier sieht ein Problem in der Regulierungswut und dem Anspruch auf Normierung
Margot Meier wünscht sich mehr Fokus auf das eigentliche Bauprojekt.

Frau Meier, Sie leiten den Berufsverband der Ingenieure und Architekten (SIA) für die Region Nordwestschweiz und sind Gesamtleiterin Projekte Architektur und Mitglied der Bereichsleitung Architektur bei der Rapp AG. Wo drückt der Schuh Ihrer Berufskolleginnen und -kollegen derzeit am meisten?

Die Bautätigkeit ist deutlich zurückgegangen. Das spüren nicht nur Mieterinnen und Mieter, sondern auch Planungsbüros. Wesentlich dazu beigetragen haben die neuen Regulierungen durch das Wohnschutzgesetz, insbesondere bei Sanierungsprojekten. Investorinnen und Investoren wenden sich von Basel ab, und das Kapital fliesst in andere Kantone. Bei Neubauten sind es vor allem die langen Bewilligungsverfahren.


Der SIA Nordwestschweiz hat eine Umfrage zu den Erfahrungen im Baubewilligungsprozess durchgeführt. Waren Sie vom Ergebnis überrascht?

Nein, leider nicht. Die Herausforderungen der Planungsbüros entsprechen unseren Erfahrungen bei der Rapp AG.


Welche Veränderungswünsche wurden am häufigsten genannt?

Vor allem die Aufhebung der Gebietszuständigkeit des Bauinspektors stösst bei den Mitgliedern auf Unverständnis. Laufend wechselnde Ansprechpersonen macht die Zusammenarbeit ineffizient. Ebenso wurde die mangelnde Dienstleistungsbereitschaft der Verwaltung kritisiert. Da es keine Gesamtkoordination des Verfahrens mit den zahlreichen Amtsstellen gibt, bleibt diese Arbeit an uns Planerinnen und Planern hängen, meist unvergütet.


Wie geht der SIA mit dem Ergebnis um? Gibt es Bemühungen, die Situation zu verbessern?

Wir stehen in engem Austausch mit anderen Wirtschaftsverbänden, der Politik, der Handelskammer beider Basel und sind mit dem Bau und Verkehrsdepartement (BVD) im Gespräch. Die Diskussionen sind offen und konstruktiv, doch konkrete Veränderungen sind bislang wenig erkennbar. Wir hoffen, dass sich die Situation durch den fortlaufenden Dialog und die eingebrachten Anregungen bald verbessern wird.


Sie pflegen einen regen Austausch mit dem gesamtschweizerisch organisierten Verband. Sind die Herausforderungen überall die gleichen, oder gibt es grosse regionale Unterschiede?

In den grossen Städten der Schweiz ist die Situation ähnlich: Die Bewilligungsverfahren sind langwierig und aufwendig. Ob die Probleme jedoch identisch sind, kann ich nicht sagen. Bauprojekte werden aber immer komplexer und die Regulierungen nehmen zu.


Der SIA hat in der Schweiz viele Normen und Empfehlungen für das Bauwesen geschaffen. Ist dieses stetig wachsende Regelwerk nicht auch eine Ursache für längere und aufwendigere Bewilligungsverfahren?

Ja, das Normenwerk, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit, wurde in den letzten Jahren erweitert. Das muss jedoch nicht zwangsläufig zu längeren Verfahren führen. Eine Abweichung von den Normen kann jederzeit vereinbart werden. In den kommenden Jahren werden Sanierungen stärker in den Fokus rücken, um die Netto-Null-Ziele bis 2050 zu erreichen. Daher beschäftigt sich der SIA derzeit mit der Frage, ob und wie eine Art «Umbaunorm» entwickelt werden könnte.


In Ihrer Funktion bei der Rapp AG begleiten Sie auch grosse Projekte mit Bebauungsplänen. Sehen Sie einen Unterschied zwischen der Bewilligung von Grossprojekten und «normalen» Baugesuchen?

Ja, bei Grossprojekten mit Bebauungsplänen ist es eine enorme Herausforderung, mit allen Beteiligten einen gemeinsamen Weg zu finden. Es gibt viele unterschiedliche Haltungen und Interessen, die berücksichtigt und abgestimmt werden müssen. Dies führt zu extrem langen und oft kräftezehrenden Verfahren. Grossprojekte beanspruchen auf jeden Fall deutlich mehr Zeit.


Was wäre Ihr Wunsch für die Zukunft des Planungs- und Baugewerbes?

Ich wünschte mir, dass das eigentliche Projekt wieder stärker in den Fokus rückt und alle Beteiligten gemeinsam daran arbeiten, es in einer vernünftigen Zeit und mit fairen Honoraren erfolgreich umzusetzen. Gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen in die Projektpartnerinnen und -partner müssen wieder wachsen. Dabei gilt es, den guten Dialog in Basel zu bewahren und die Bereitschaft zu fördern, neue Wege zu gehen.

 
 
 

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